Symptome und Vorzeichen erkennen
Der Hirninfarkt kommt nicht immer aus heiterem Himmel. Doch manche Betroffene deuten die Vorzeichen nicht richtig
Ein Gefäß ist verengt oder durch ein Gerinnsel verstopft, das Blut im Gehirn kann nicht mehr ungehindert fließen – im schlimmsten Fall kommt es dann zu einem Schlaganfall. Nicht selten macht sich die Durchblutungsstörung vorher bemerkbar. Mediziner sprechen von einer "transitorischen ischämischen Attacke" (kurz TIA), einem vorübergehenden Sauerstoffmangel. Die Symptome sind dieselben wie bei einem Schlaganfall.
Allerdings verschwinden sie relativ schnell wieder, spätestens nach 24 Stunden, häufig fühlen sich die Patienten nach wenigen Minuten besser – und gehen dann nicht zum Arzt. Ein Fehler. Denn das Risiko, danach einen "echten" Schlaganfall zu erleiden, ist erhöht. Und aktuelle Studien zeigen, dass es sich mindern lässt, wenn nach einer TIA eine entsprechende Behandlung folgt.
In früheren Untersuchungen wurde das Schlaganfallrisiko nach einer TIA mit 12 bis 20 Prozent innerhalb von drei Monaten beziffert. Nun haben Experten um den französischen Neurologen Professor Pierre Amarenco diese Rate anhand eines Registers aus 21 Ländern mit 4800 Patienten, davon 850 aus Deutschland, neu berechnet. Fazit: Das Risiko ist längst nicht mehr so hoch wie noch vor zehn Jahren. In den ersten Tagen nach einer TIA erleiden 1,5 Prozent der Patienten einen schweren Schlaganfall, innerhalb von drei Monaten 3,7 Prozent.
Dieser Rückgang liegt sicher am konsequenteren Einsatz von Medikamenten, sagen Experten. Und daran, dass in Deutschland die Versorgung durch sogenannte "Stroke-Units" besonders gut organisiert ist – Stationen in Kliniken, die sich auf die schnelle Behandlung von Schlaganfall-Patienten spezialisiert haben. Dort sollten, so fordern es Ärzte, auch Menschen mit einer kurzzeitigen Durchblutungsstörung untersucht werden.
Jede TIA ist ein Notfall. Denn die Ursachen müssen beseitigt werden, um schwerwiegende Folgen zu verhindern. Bei typischen Symptomen deshalb immer sofort die 112 wählen. Im Idealfall äußert man zudem den Verdacht eines Schlaganfalls oder einer TIA, sodass das Rettungsteam gleich den Notarzt dazuholt und ein Krankenhaus mit einer Stroke-Unit kontaktiert.
Abklären, dann sofort vorbeugen
Dort untersuchen die Ärzte mittels Computer- oder Magnetresonanz-Tomograf, ob eine Gehirnblutung vorliegt. Die Diagnose bildet die entscheidende Weichenstellung für die Therapie. Handelt es sich um einen Schlaganfall, wird er sofort gezielt behandelt. Lautet die Diagnose am Ende TIA, geht es darum, deren Ursache zu klären.
Die Mediziner leiten dann eine entsprechende Schlaganfall-Vorbeugung ein. Dazu erhalten die meisten Patienten zweierlei Medikamente: zum einen ein Mittel, das das Verklumpen von Blutplättchen verhindert, meist Acetylsalicylsäure; zum anderen eines aus der Gruppe der fettsenkenden Statine. Beide Arzneien sollten die Patienten möglichst lebenslang nehmen.
Die weitere Therapie orientiert sich am Befund der Ärzte. Besonders häufig ist bei den Betroffenen der Blutdruck erhöht. Dann sind ebenso weitere Medikamente nötig wie etwa bei Diabetes. Hat eine verengte Halsschlagader die TIA ausgelöst, lässt sich das Gefäß oft durch eine Operation oder einen Kathetereingriff wieder weiten. Häufig liegt das eigentliche Problem auch im Herzen.
Einiges hat der Patient selbst in der Hand. Mit dem Rauchen aufhören, gesunde Ernährung, regelmäßig bewegen, Übergewicht abbauen.
Der wichtigste Schritt ist getan, wenn Patienten bei Symptomen wie Taubheitsgefühlen, Lähmungen, Seh- oder Sprechstörungen den Notarzt rufen – auch wenn sie sich kurz darauf wieder besser fühlen. Eine TIA muss genauso konsequent behandelt werden wie ein großer Schlaganfall.
Die folgenden Symptome können sowohl einen schweren Schlaganfall als auch eine vorübergehende Störung im Blutfluss des Gehirns (TIA) anzeigen. Sofort die 112 wählen!
- Sehstörungen: verschwommenes Sehen, Doppelbilder, teilweiser Gesichtsfeldausfall, vorübergehende Erblindung auf einem Auge
- Sprechstörungen: sinnlose Wörter und Sätze, Silbenverdreher, undeutliche Aussprache
- Verständnisprobleme
- Taubheitsgefühl, Schwäche, Lähmung eines Beins, eines Arms, einer Hand oder eines Fußes
- Benommenheit, Verwirrung, Bewusstlosigkeit
- herabhängende Gesichtshälfte
- plötzlicher, so noch nie erlebter Schwindel
05.10.2016, Bildnachweis: Thinkstock/kmonroe2
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