Kleine Wunden richtig versorgen


Was bei der fachgerechten Versorgung und Pflege von kleinen und großen Wunden zu beachten ist
 
Wenn Haut und eventuell sogar Gewebe verletzt ist, unterscheidet man zwei Wund­arten: akute traumatische Wunden (Schnitt-, Schürf- oder Risswunden, Bisse, Verbrennungen) und akute Operationswunden nach chirurgischen Eingriffen. In beiden Fällen sollte bei einer fachgerechten Versorgung nach ein paar Tagen die Heilung einsetzen, in deren Verlauf sich Wundsekret bildet. Nisten sich beispielsweise Keime ein, kommt es zu einer vermehrten Sekretbildung. Eine infizierte Wunde ist außerdem gerötet, eventuell geschwollen, wärmer als ihre Umgebung, und sie schmerzt. Der Schmerz kann pochen, und es können Spannungs­gefühle auftreten. In diesem Fall muss der Arzt helfen.
Besonders kritisch wird es, wenn die Wundränder auseinanderklaffen, ausgefranst sind oder absterben. Damit Sie im Akutfall richtig handeln, haben wir die wichtigsten Fakten zur Wundversorgung hier zusammen­gefasst.
Biss
Jede Bisswunde, egal ob von Mensch oder Tier, ist stark infektionsgefährdet und muss ärztlich behandelt werden. Vor allem bei Katzenbissen ist Vorsicht geboten, Katzen tragen in ihrem Speichel ungünstige Keime, die durch den Biss tief ins Gewebe gelangen. Die scharfen Zähne sind wie Injektions­nadeln, die sich bis zum Knochen oder zu Sehnen durchbohren können. Um eine Entzündung zu verhindern, empfehlen Ärzte die Einnahme eines Antibiotikums nach Absprache mit einem Arzt.
Verbrennung
Leichte Verbrennungen etwa 15 Minuten unter kaltes Wasser (kein Eiswasser!) halten, vorher Schmuck abnehmen, da die verbrannten Bereiche anschwellen können. Bei kleineren Brandwunden ist die Selbstbehandlung mit Brandsalbe sinnvoll, anschließend mit einer nicht klebenden Wundauflage abdecken. Anders sieht es bei größeren Verbrennungen aus: Alles, was größer ist als die Handfläche, und alles, was sich am Rumpf befindet, wird nicht gekühlt, da hier die Gefahr einer Auskühlung besteht. Verbrennungen zweiten Grades, bei denen sich Brandblasen bilden, müssen ärztlich behandelt werden. Bei noch schwereren Verbrennungen sofort den Rettungsdienst rufen. Und: Brandblasen bitte nie selbst öffnen!
Fremdkörper
Kleine Splitter oder Steinchen dürfen Sie mit einer Pinzette aus der Schürfwunde selbst herausziehen. Anders sieht es bei stark verschmutzten Wunden oder spitzen Gegenständen aus: Ein Nagel wird vom Arzt entfernt, der so erkennen kann, wie der Stichkanal verläuft und ob Gefäße oder Nerven verletzt wurden. Auch eine eventuell folgende Blutung kann der Arzt besser stillen. Außerdem prüft er den Tetanusschutz und entscheidet, ob ein Antibiotikum nötig ist. An Fremdkörper im Auge ebenfalls nur den Arzt heranlassen.
Schnitt- oder Risswunde
Scharfe Spitzen wie Dornen oder ein Stacheldraht können die Haut aufreißen, das Messer beim Gemüseschnippeln kann sie aufschneiden. Während die Ränder einer Schnittwunde glatt sind, erscheinen sie bei Rissen zerfetzt. In beiden Fällen kommt es – je nach Tiefe – mitunter zu starken Blutungen. Kleine Verletzungen unter fließendes Leitungswasser halten, mit Wundspray desinfizieren und mit Pflaster abdecken. Ist die Wunde größer und blutet stark, einen Druckverband anlegen, die betroffenen Gliedmaßen hochlagern und den Arzt aufsuchen.
Verätzung
Bei Verätzungen von Haut oder Auge sofort mit Wasser spülen – nur so kann man die Schädigung von Haut und Schleimhaut stoppen. Wenn kein Wasser vorhanden ist, Bereiche mit Zellstoffmull-Kompressen abtupfen, um sie so von ätzenden Stoffen zu befreien. Wenn man versehentlich Lauge oder Säure getrunken hat, sofort Wasser in kleinen Schlucken trinken, um die Flüssigkeit zu verdünnen. Wichtig: Nicht erbrechen, sonst nimmt die Lauge oder Säure noch einmal ihren Weg durch die Speiseröhre und richtet weitere Schäden an.
Chronische Wunde
Wenn sich die Wunde nicht schließt und auch nach drei bis vier Wochen noch nicht abgeheilt ist, spricht man von einer chronischen Wunde. Die Ursache ist dann meist eine Immunschwäche oder eine Mangelversorgung des verletzten Gewebes aufgrund einer schlechten Durchblutung wie etwa bei Diabetespatienten. Auch bei ausgeprägten Krampfadern oder arteriellen Durchblutungsstörungen kann eine Wunde chronisch werden, weil das Blut zu schlecht abtransportiert wird. Bei Problemen möglichst frühzeitig einen Arzt aufsuchen, der die geeignete Wundauflage findet und vor allem auch die Ursache der Heilungsverzögerung behandelt. Er klärt über den richtigen Verbandswechsel, Verhaltensregeln und moderne Wundauflagen auf – was Patienten den Alltag erleichtert.
Narbenpflege
Damit nach einer Verletzung eine flache, unauffällige Narbe zurückbleibt, sollte rechtzeitig mit der Narbenpflege begonnen werden: Bereits in der Heilungsphase ist es ratsam, die Stelle wenig Zug, Druck und Dehnung auszusetzen. Je spannungsfreier die Wundränder aneinanderhaften, umso besser heilt die Narbe. Wenn sie unter Zug steht, wird sie meist größer und breiter. Je nach betroffener Körperstelle am besten für vier bis acht Wochen auf Sport verzichten. Empfehlenswert sind spezielle Narbenpflaster (Hydrokolloidpflaster), die die Narbe feucht halten und die Heilung beschleunigen, da sie eventuelle Keime und überschüssiges Wundsekret binden. Bei einer vollständig zugewachsenen Wunde kommt die Pflege von außen an die Reihe: Effektiv sind Narbenroller, mit denen man zweimal täglich die Stelle massiert.
Tetanusschutz
Die Grundimmunisierung sollte im Kindesalter abgeschlossen sein. Der Schutz muss alle zehn Jahre aufgefrischt werden – oder im Akutfall, wenn zum Zeitpunkt einer Verletzung (etwa mit einem rostigen Nagel) oder bei einer Schürfwunde die letzte Impfung länger als fünf Jahre zurückliegt. Das Risiko, erst zu impfen, wenn etwas passiert ist, sollte aber niemand absichtlich eingehen. Das Gefährliche an Tetanus ist, dass diese Bakteriensporen überall sind: im Straßenstaub, in der Erde. Tetanus stellt für Ungeimpfte immer noch ein bedrohliches Krankheitsbild dar, da es keine ursächliche Therapie wie etwa ein Antibio­tikum gibt. In manchen Fällen muss man die infizierten Gliedmaßen abnehmen, warnen Ärzte eindringlich.
Verbandstechniken
Den Druckverband sollte jeder beherrschen: Diese Technik braucht man bei stark blutenden Wunden, etwa wenn ein Gefäß verletzt wurde oder wenn Krampfadern bluten, aber auch bei größeren Wunden, die man durch einen normalen Verband nicht stillen kann. Die Vorgehensweise beim Druckverband ist immer die gleiche. Nach dem Verbinden die verletzte Extremität hoch lagern, dann wird sie weniger stark durchblutet. Bei Wunden an Gelenken wie Knie, Ellenbogen oder Fuß ist der Schildkrötenverband empfehlenswert, da er ein Verrutschen der Wundauflage verhindert und sich dem Gelenk anpasst, ohne Falten zu werfen.

 
09.11.2016, Bildnachweis: W&B/Bernhard Huber

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